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Eine Weltreise in Dresden
Die FremdSprachenSchule for everyone ist wie eine Weltreise
– ohne Dresden auch nur für einen Augenblick zu verlassen.
An drei Standorten in Dresden unterrichten wir circa 1.000 Kursteilnehmende, die aus über 100 Nationen stammen. Auch in unserem Lehrerteam sind über 15 Nationen vertreten. Das ist ein bunter Mix, der unglaublich spannend und bereichernd ist.
Jede Klasse besteht aus ca. zwanzig Erwachsenen, von denen der Großteil dreißig bis fünfzig Jahre alt ist. Die Teilnehmenden verbringen sieben bis neuen Monate lang jeden Tag gut vier Stunden zusammen. Deutsch als Fremdsprache – das ist unser Kernangebot. Doch was so nüchtern klingt, ist in Wirklichkeit ausgesprochen bunt und vielseitig.
Denn unsere Schulen sind wahre Schmelztiegel. Da treffen schrill gekleidete Jungs aus Venezuela auf verschleierte Mütter aus Syrien, zurückhaltende Thailänder auf kritische hinterfragende Ukrainerinnen. In der Schule lernen Menschen, die bereits eine Berufsausbildung und einen Universitätsabschluss haben, neben Menschen, die noch nie eine Schule besucht haben. Die potenziellen Gräben sind riesig, doch alle eint das gleiche Ziel: Sie alle möchten Deutsch lernen. Und das so schnell wie möglich, um sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden, Arbeit zu finden und Freunde zu gewinnen.
Als Lehrkraft ist das eine echte Herausforderung – und eine unglaubliche abwechslungsreiche Aufgabe. Denn diese Teilnehmenden studieren zwar in erster Linie die Sprache, aber gleichzeitig lernen sie in den Übungen auch ganz viel voneinander -- und die Lehrkräfte widerum lernen von den Schülern. So wächst die Klasse zusammen und beeinflusst sich gegenseitig.
Es ist spannend zu sehen, wie aus einem anfänglich vorsichtigen Beäugen mit tiefsitzenden Vorbehalten eine Gruppe entsteht, die als Team funktioniert. Keine Klasse ähnelt einer anderen, jede ist wie eine Suppe, bei der durch ihre verschiedenen Zutaten und im Zusammenspiel miteinander etwas einzigartig Neues entsteht. Ich sage immer: »Man bleibt die Kartoffel oder die Fenchelknolle, aber man verändert sich, sodass nach dem Kursende alle viel offener sind.«
Die Kulturen wachsen zusammen, Sorgen und Vorurteile lösen sich auf, Freundschaften entstehen. Wer Menschen unterschiedlichster Prägung mit ihren Persönlichkeiten kennt, baut Barrieren ab und lernt Achtsamkeit und Gelassenheit.
Für mich als Leiterin der Schule sind diese vielen kleinen Schmelztiegel das ganz Besondere und Einzigartige, das mich jeden Tag neu motiviert. So vielfältige Begegnungen, so persönlich, tiefgreifend und spannend, erlebt man sonst nur, wenn man die ganze Welt bereist. Es ist auch für die Lehrkräfte ein lebenslanges Lernen – man »absorbiert« quasi die Welt durch den direkten Kontakt. Man hört ihre Geschichten. Man lernt, sich zu öffnen. Und das Wichtigste: Man verliert seine Vorurteile und überwindet sie über seine persönlichen Beziehungen.
Ich bin immer wieder glücklich, die ganze Welt durch unsere Schule erleben zu können und ein Teil dieser köstlichen »Suppe« zu sein.
Maryna Talalayeva
Schulleiterin und Geschäftsführerin
Viel mehr als ein Deutschkurs
Unterrichten mit Leidenschaft
Unsere Kursteilnehmenden sind zu einem großen Teil Geflüchtete, die vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) zum Kurs verpflichtet und entsprechend auch finanziell gefördert werden. Das heißt, sie lernen nicht unbedingt freiwillig Deutsch. Die Menschen kommen aus den verschiedensten Kulturen, haben oft unglaubliche Biografien und tiefschneidende Krisen hinter sich.
Manche wollen eigentlich nur wieder nach Hause. Andere träumen von einem Neuanfang. Manche sind seit Generationen Analphabeten, manche haben einen Universitätsabschluss. Ein mitteleuropäischer Standard ist also nicht immer gegeben.
Aus diesen Gründen bieten wir an unserer Schule aktuell drei verschiedene Arten von Kursen an. Die Teilnehmenden werden dabei je nach Vorbildung und Hintergrund eingeteilt:
Integrationskurse mit Alphabetisierung
- Teilnehmende, die sogenannte Primär-Analphabeten sind, d.h. in ihrer Muttersprache nicht lesen oder schreiben können und zum Teil auch noch nie einen Stift in der Hand hatten, besuchen einen solchen Kurs. Hier ist das Ziel, mindestens das Niveau A2 (»Grundlegende Kenntnisse«) zu erreichen.
- Der Kurs besteht aus 900 Unterrichtsstunden für die Sprache und 100 Unterrichtsstunden im sogenannten „Orientierungskurs“, der Themen aus Politik, Gesellschaft und Geschichte aufgreift. Hier werden wichtige Grundlagen über Deutschland vermittelt, inklusive der wichtigsten Rechte und Pflichten.
- Da jedem Teilnehmenden 300 Wiederholungsstunden für den Sprachteil zustehen, planen wir diese Unterrichtsstunden direkt am Anschluss, um die Chancen auf einen erfolgreichen Kursabschluss zu erhöhen. Bei der Antragsstellung auf diese 300 zusätzlichen Unterrichtsstunden, unterstützen wir die Lerner sehr gern.
- Der Kurs schließt mit dem „Deutschtest für Zuwanderer – DTZ“ und dem Test „Leben in Deutschland“ ab.
Allgemeine Integrationskurse
- In diesen Kursen lernen Personen, die bereits vor Kursbeginn fließend lateinische Buchstaben lesen und schreiben können. Im Grunde ist es ein ganz normaler Sprachkurs für eine Fremdsprache.
- Der allgemeine Integrationskurs führt bis zum Sprachniveau B1, auch »Fortgeschrittene Sprachverwendung« genannt.
- Er läuft organisatorisch wie der Alphabetisierungskurs (s.o.) ab, besteht jedoch aus nur 600 Unterrichtstunden und 100 Stunden für den Orientierungskurs.
- Im Anschluss finden ebenfalls sowohl der „Deutschtest für Zuwanderer – DTZ“, als auch der Test „Leben in Deutschland“ statt.
- Wurde im DTZ kein B1-Niveau erreicht ist auch hier der Antrag auf 300 Wiederholungsstunden möglich.
Berufssprachkurse
- Die meisten Teilnehmenden dieser Kurse haben bereits einen Integrationskurs besucht und vertiefen hier ihre Sprachkenntnisse bzw. bauen sie über das B1-Niveau weiter auf. Hauptsächlich geht es hier darum, berufsübergreifender Deutschkenntnisse zu erreichen.
- Die sprachlichen Kompetenzen der Teilnehmenden werden im Kontext allgemeiner Inhalte aus der Arbeitswelt erworben. Wie bei den Integrationskursen auch: Das BAMF gibt ein Konzept mit inhaltlichen Vorgaben und didaktischen Anforderung vor.
Seit Kriegsbeginn in der Ukraine ist der Allgemeine Integrationskurs der Kurs, der am häufigsten gebucht wird. Wir unterrichten aktuell in Vormittags- und Nachmittags-Schichten, um möglichst vielen Geflüchteten die Chance zu bieten, Deutsch zu lernen.
Das Know-how unserer Lehrkräfte
Was so trocken und nüchtern klingt, ist in Wirklichkeit ausgesprochen vielseitig. Unsere Lehrkräfte leisten herausragende Arbeit und zeichnen sich durch Leidenschaft und Flexibilität aus. Zudem haben sie ihr Handwerk gelernt, denn wer in unserer Schule unterrichtet, ist meilenweit von dem Klischee entfernt, im Frontalunterricht mit der Kreide in der Hand Schüler aufzurufen und vor allen anderen abzufragen.
- Unsere Lehrkräfte kennen den Unterschied zwischen Kinder- und Erwachsenenbildung und gestalten ihren Unterricht so, dass ohne Angst vor Versagen gelehrt und gelernt werden kann.
- Sie kennen Tricks & Kniffe, die die Kursteilnehmenden dazu zu bringen, die deutsche Sprache anzuwenden und zu trainieren – mit viel Spaß & ohne Pauken.
- Sie geben positives Feedback, greifen typische Fehler anonym auf und erklären, warum etwas korrekt oder nicht korrekt ist. So vermitteln sie Grammatikfragen und -systematiken, damit die Teilnehmenden darauf selbständig aufbauen können.
- Sie reflektieren sich selbst und können sich kritisch hinterfragen. Denn jede Klasse ist anders, und man wächst mit jedem Kurs.
Gar keine Frage, der Unterricht an unserer Schule ist eine Herausforderung. Ich habe schon Lehrkräfte gesehen, die wie nach einem Fitnesstraining völlig durchgeschwitzt aus der Klasse kamen. Doch warum arbeiten sie trotz aller Anstrengungen gern bei uns?
Das ganze Leben im Klassenzimmer
- Das Team hält zusammen. Oft sehe ich, wie sich die Lehrkräfte im Lehrerzimmer gegenseitig auffangen, sich Tipps geben und Ideen austauschen.
- Die Ausstattung unserer Klassenräume ist modern. Wir unterrichten mit Interactive Whiteboards, Smartboards und digitalen Büchern. Unsere Lehrkräfte schätzen die Hilfe der modernen Medien und nutzen sie, um zeitgemäß zu unterrichten und Fortschritte in der Klasse zu erzielen.
- Wir unterrichten in den Kursen nicht nur Deutschkenntnisse. Wir vermitteln auch die wichtigsten Eckpunkte unserer mitteleuropäischen Kultur. Was ist Demokratie, wie funktioniert das? Was ist Meinungsfreiheit? Was darf ich offen sagen? Gerade bei Frauen aus muslimischen Ländern findet oft ein echter Grundsätzewandel im Kopf statt. Sie schauen uns oft an und sagen: »Das verstehe ich nicht, weil ich eine Frau bin.« Es ist so lohnend zu sehen, wie diese Frauen sich entwickeln und lernen, auf ihre Fähigkeiten zu vertrauen.
- Unsere Lehrkräfte sind für die Kursteilnehmenden die ersten Ansprechpartner. So entsteht über die Zeit ein enger Bezug. Am Ende des Kurses kennen sie nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch deren Familien, ihre Sorgen und Freuden. Es ist ein trubeliges, buntes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Es ist eine Arbeit, die Sinn ergibt. Eine Arbeit, die ausfüllt. Eine Arbeit, die das Leben vieler Menschen positiv beeinflussen und verwandeln kann. Unsere Lehrkräfte vermitteln Menschlichkeit und Stabilität in einer Welt, die für die meisten Geflüchteten beängstigend und fremd ist. Dieses Gefühl entschädigt für die Momente, die im Unterricht herausfordernd waren.
Und ja, die Mühe lohnt sich in der Tat. Die Statistik zeigt, dass über 70% der vor sechs Jahren Geflüchteten eine qualifizierte Tätigkeit ausüben, und davon rund 60% als Fachkräfte arbeiten.* Das ist bei dem allgemeinen Fachkräftemangel in Deutschland eine ausgesprochen gute Nachricht.
Anstrengend? O ja.
Abwechslungsreich? Absolut.
Ausfüllend? Mehr geht nicht.
Wer sich vorstellen kann, in unser Team einzusteigen, oder etwas mehr über die Arbeit in unserer Schule erfahren möchte, kann sich gern an mich wenden. Wir helfen auch bei der Beantragung der Zulassung als Lehrkraft beim BAMF.
Ihre Ina Dinnebier
Filialleitung Johannstadt & Pädagogische Leitung der FremdSprachenSchule for everyone
*Quelle: mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/arbeit-und-bildung.html / Jan. 2024
ISO Zertifizierung
AZAV Zulassung
TOEIC Testzentrum
BAMF Zulassung
Qualitätsmanagementsystem der FremdSprachenSchule for everyone ist nach ISO Norm zertifiziert
FremdSprachenSchule for everyone ist zugelassener Träger der beruflichen Weiterbildung
FremdSprachenSchule for everyone ist lizenziertes Prüfungszentrum für TOEIC, TOEFL, WiDAF und TFI Tests
FremdSprachenSchule for everyone ist zugelassener Kursträger für Integrationskurse